PRODUKTION: Filmstudio Barrandov, Prag, 1980
DREHBUCH: MILOSLAV VYDRA
REGIE: JIŘÍ SVOBODA
DRAMATURGIE: Zdeněk Dufek
KAMERA: Andrej Barla / Pavel Dosoudil / Jiří Knotek
SCHNITT: Josef Valusiak
AUSSTATTUNG: Milan Nejedlý - Karel Kočí
KOSTÜME: Šárka Hejnová / Naděžda Jirásková
MASKEN: Stanislav Petřek / Václav Frank
MUSIK: Petr Hapka
PRODUKTIONSLEITUNG: Karel Wejrik / Dana Dudová
REGIE-ASSISTENZ: Zdeněk Flídr / Dalibor Fiksa
Dita Kaplanova (Vendula) - Evelyna Steimarová (Vendulas Mutter) – Petr Bosák (Jeník, Vendulas Halbbruder) - Martin Zavadil (Libor, Vendulas Halbbruder) – Eva Horká (Helena, Vendulas Halbschwester) – Patrik Taragoš (Vendulas jüngster Bruder) - Dana Medřická (Sozialarbeiterin) - Ladislav Frej (Vendulas Vater) - Emma Černá (Tante) - Regina Razlová (Vaters zweite Frau) - Jiří Kodet (Pernicka) - Jan Hartl (Lehrer) - Eugen Jegorov (Simák) - Jiří Skoda (Nachbar Kraus) - Bohumil Šmida (Polizist) - Michala Baumannová (Zuzka) - Richard Knotek (Pavel) – und andere
19.09.1983 II. PR. Erstausstrahlung (im Spätprogramm);
ARD-Erstsendung: 16.11.1983 - 1.Wdhl: 01.11.1985 - 2.Wdhl: 17.04.1987
Vendula, 13 Jahre alt, hat sich das Ziel gesetzt, ihren drei Brüdern die Familie zu erhalten. Wieder und wieder vom Traum der in einer hochzeitlichen Kutsche fahrenden, prächtig ausstaffierten Eltern heimgesucht, muss sie sich in einer elenden Wirklichkeit zurechtfinden. Längst hat der Vater die Mutter verlassen, weil diese dem Alkohol verfallen ist. In der heruntergekommenen Wohnung gibt es kaum das Nötigste, meist kommt die Mutter erst
spät und dann noch in Begleitung nach Hause. Alles lastet auf Vendula. Wäre sie nicht für ihre Brüder, deren Väter unbekannt sind, vom frühen Morgen bis zum späten Abend da, würde sie nicht der Mutter beim Säubern von Büros noch vor Schulbeginn helfen, wäre die ganze Familie dem Elend ausgesetzt. . .
Aber die Ereignisse spitzen dich zu, als Vendula ins Krankenhaus muss. Nach ihrer Genesung kommt sie ins Kinderheim — wie ihre Geschwister —, weil die Mutter eine Entziehungskur durchmacht. Die drei Brüder sind nicht mehr zusammen, Vendula ringt vergeblich um den Jüngsten, der zur Adoption freigegeben wird. Schreckhafte Traumbilder suchen sie heim: die rasselnde Achterbahn mit dem Sturz in die Tiefe, die plötzlich erstarrende Schneeballschlacht.
Wird Vendula den Schock über die Begegnung mit der liebeleeren Mutter überwinden? Kann das Karnevalsfest im Heim sie zurück ins Leben bringen?
Bedrängend, beunruhigend, aufwühlend ist dieser Film aus der CSSR. Vor allem deshalb, weil sehr viele dem Mädchen helfen wollen, aber sie finden nicht den richtigen Weg. Dass eine Dreizehnjährige Mutter sein will für drei Kinder, um ihnen eine glückliche Kindheit zu schaffen, verstehen die Erwachsenen nicht. Vendula schlägt alle Hilfe aus, die ihr allein gilt. In aufopferungsvoller Weise tut sie alles für die Brüder, ihre Talente, ihre Sehnsüchte, ihre Träume.
Für sich selbst will sie nichts; sie lässt sich erniedrigen, um Geld für den Unterhalt der Familie zu beschaffen, um die Schamlosigkeit und Haltlosigkeit der Mutter zu tarnen — aber sie wahrt ihre Würde, wenn es zum Äußersten kommt.
Der Film ist eine leidenschaftliche Aufforderung dazu, Kinder nicht nur als Pflege- und Erziehungsfälle zu sehen, sondern den Weg in ihr Inneres zu suchen, Vendula nimmt Lasten auf sich, von denen die „Großen” nichtsahnend Ihr tragisches Scheitern, das zum Schluss droht, geht nicht aus mangelnder Fürsorge hervor, sondern aus einer Fürsorge, die den Motiven des Mädchens nicht auf die Spur kommt. Deshalb hinterlässt der Film des Regisseurs Jiri Svoboda tiefe Nachdenklichkeit.
Originaltitel: Dívka s mušlí
Weitere Informationen:
DAS MÄDCHEN MIT DER MUSCHEL: DDR-Kinostart: 19.03.1982 - Länge: 85 Minuten - deutschsprachige Fassung: DEFA-Studio für Synchronisation mit den Sprechern:
Manuela Friedrich - Björn Stütze - Jan Wanschura - Axel Nawroth - Ursula Karusseit - Hartmut Puls - Christel Bodenstein - Helga Göring - Kerstin Jentzsch - Eckhardt Bogda - u.a.
Bewegender, hervorragend gespielter Problemfilm, der auch im Programm der ARD in der DEFA-Fassung lief.
Quelle der Informationen und des Fotos in diesem Dokumentationsblatt: Archiv Torsten Zander
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